Bericht zur Mehrtagesbergtour Silvretta (12.09. – 15.09.2025)
Wer kennt noch den Spruch „Bitte nicht hupen, Fahrer träumt von Silvretta Nova“?Freitagmorgen kurz vor 6 trafen sich 14 müde Wanderwillige zur Abfahrt vom Bachnach Tirol, aufs Schlimmste gefasst, was die Wettervorhersage betraf, aber der Intuition und dem Glück unseres Wanderführers Bernd Holocher vertrauend.
Mit unseren souveränen Fahrern Armin Biesinger und Uwe Fischer, nach einigen Stunden auf dem Wanderparkplatz am Wildpark in Mathon (1.457 m) eingetroffen, stiegen 12 motivierte Wanderer bei gelegentlichem Nieselregen durchs Lareintal auf und über das Ritzenjoch (2.691 m) ins Schweizer Tirol ab zur Heidelberger Hütte (2.264 m). Bernd und Herbert hatten die beiden Bussle zur Bieler Höhe gefahren (unserem Endpunkt der Tour), waren mit Öffis wieder zum Parkplatz zurückgekehrt und hatten uns bereits vor dem Joch eingeholt, obwohl wir uns keine vereinbarte Pause an der Larein-Alpe gegönnt hatten.
Die Heidelberger Hütte war zwar die teuerste, aber auch mit Abstand die Beste –kulinarisch, technisch und menschlich! Hüttenwirt Loisl freute sich besonders über Fotos von Wendelsheimern vor der Hütte heute und vor 47 Jahren (1978). Mit in der Mikrowelle zur Bettwanzen-Prophylaxe gegrillten Hüttenschlafsäcken, nächtigten wir in zwei bequemen Lagern.
Am zweiten Tag stiegen wir nach hervorragendem Frühstück mit Butterautomat undechtem Birchermüsli gegen 8 Uhr bei knapp 5°C und zuziehendem Wetter auf zum „falschen“ Kronenjoch (2.956 m), wo sich zwei Mann direkt zur Jamtalhütte absetzten.
Die Übrigen ließen sich jedoch zum Glück von Wind und leichtem Regen nicht abschrecken und erklommen klamm zunächst mit einem Abstecher die Breite Krone (3.079 m) mit ganz kurzem Blick erst in die eine, dann in die andere Richtung, um anschließend bei aufreißendem Wetter über das richtige Kronenjoch (2.974 m) die von unten beeindruckend wirkende Bischofspitze 3.029 m) zu überrennen und direkt zum Grenzeckkopf (3.048 m) an der Schweizer Grenze durchzumarschieren. Nach diesen drei Dreitausendern war der Abstieg auf ein Bier in der nach einem Lawinenunglück 1999 renovierten und deutlich befestigten Jamtalhütte oder kurz „Jam“ (2.165 m) mehr als verdient. Am Abend bekräftigte die Gesangseinlage einer Bergfee und die Lebendigkeit der Hüttenwirtin unsere Sehnsucht nach der Weite der Berge (wo die Haare sowieso schon standen). Aber wir waren vorgewarnt und erholten uns in diesmal selbst erhitzten Hüttenschlafsäcken von Schreck und Strapazen.
Am dritten Tag ging es zunächst ca. 100 hm runter durchs Jamtal und schließlich steil hinauf zur Getschnerscharte (2.839 m). Zum Glück war es kühl, da dieser Aufstieg in der prallen Vormittagssonne wohl unerträglich heiß geworden wäre. Mit gelegentlichem Nieselregen und frischem Wind jedoch hatten wir ideale Aufstiegsbedingungen und guten Halt auf dem feuchten Schotter. Nach der Überquerung kam langsam die Sonne heraus und wir sahen gleich zwei Gruppen von Steinböcken! Beim Aufstieg zum Radsee (2.470m) war es immerhin warm genug, dass drei von uns ein erfrischendes Bad zwischen unzähligen Kaulquappen nahmen, was der Rest in angemessener Entfernung geduldig abwartete.
Alles drehte sich nun ums Rad: Am Radsattel (2.652 m), der Tirol und Vorarlberg trennt, verließen uns drei Kameraden direkt Richtung Wiesbadener Hütte (2.443m). An der Radschulter (2.697 m) kehrte ein Weiterer angesichts der großen Felsbrocken um und 10 ganze Kerle kraxelten die steilen Wände zum Hohen Rad (2.934 m) hinauf, einige mit dem Gedanken an Umkehr kurz vor dem Ziel. Der steile Abstieg erforderte nochmals volle Konzentration, schon wegen der Steinschlaggefahr. Kurz vor der Hütte beobachteten wir im Fels gegenüber eine Abseil-Rettungsübung der Bergwacht. Gerädert und erleichtert erreichten schließlich alle noch kurz vor dem Abendessen die Hütte, deren Chef wegen eines Notfalls ins Tal musste. Der Co-Chef hatte aber alles im Griff und ordnete unser Verhalten in straffe Bahnen. Im bisher größten Lager konnten wir erstaunlich ruhig schlafen, möglicherweise aufgrund Bewusstlosigkeit in der wegen nur eines sehr kleinen Fensters ziemlich dicken Luft.
Nach guter Verpflegung aber schöner Sicht auf Vermuntgletscher/Ochsentalgletscher und Silvrettahorn, hatten wir am vierten Tag nicht mehr viel vor. Nachdem die Bieler Höhe (2.037) schon am Vortag in zum Teil sehnsüchtiger Sichtweite, jedoch nicht auf unserer Route lag, stiegen wir nun gemütlich auf dem Fahrweg ab, querten einmal das Ochsental und passierten den westlichen Rundweg, den Skitunnel und den Staudamm des Silvretta-Stausees, um bei den dort geparkten Bussen Uwes Abschlussbier und Bottes Schwarzwurst und Rauchspeck mit Blick auf den Piz Buin im Hintergrund zu genießen.
Die Heimfahrt zog sich etwas am Bodensee entlang und nach kurzer Pinkelpause und Fahrerwechsel auf der A81 gönnte man sich zum Ausklang noch die traditionelle Schlachtplatte am letzten Tag der Kiebinger Kirbe. Alles in allem waren die vier Tage zwar frisch und auch teils regnerisch, aber mit viel besser als befürchtetem und für das jeweilige Programm eigentlich idealem Wetter und guter Stimmung gesegnet, vor allem aber ohne nennenswerte Blessuren oder Ausfälle eine wirklich schöne Zeit unter Männern in der wundervollen Silvretta-Region.
Bericht: Florian Geske, Organisation: Bernd Holocher