Der nächste Schritt: Sven Reutter fährt im kommenden Jahr für das Profi Team Cult-Stölting

Wendelsheim. Im letzten Jahr noch im bunten Trikot des RWV Wendelsheims, im kommenden Jahr im Trikot des dänischen Profi Teams Cult-Stölting: der 19-jährige Sven Reutter hat den Sprung in den  Profi-Radsport geschafft.

Sven Reutter blickt mit gemischten Gefühlen auf die vergangene Saison zurück. Nach einem überragenden Jahr 2014 in der Juniorenklasse wechselte Reutter Anfang des Jahres zum deutschen Team Stölting, einem Team der dritten Profi Kategorie. Mit der Umstellung von der Juniorenklasse zur Elite,mit den längeren Renndistanzen und der großen Leistungsdichte kam der Abiturient gut zurecht, „was gefehlt hat, waren lediglich die ganz guten Ergebnisse“, so Reutter. Pech hatte Reutter vor allem bei einer Rundfahrt im Frühjahr in  Polen, als er sich in einer Spitzengruppe befand und auf gutem Wege war, die Gesamtführung zu übernehmen. Durch einen Hund, der auf die Strecke lief, kam Reutter aber zu Fall und stürzte schwer.

Sven Reutter

Sven Reutter

Was folgte, war eine fünfwöchige Rennpause und ein kompletter Neuaufbau der Form. Zwar konnte Reutter in der Folge einige gute Platzierungen einfahren, wie unter anderem den sechsten Rang bei den deutschen U23-Meisterschaften in Bruchsaal, der ganz große Erfolg blieb ihm aber verwehrt. Ein Happy End gab es trotzdem: Das Team Stölting fusioniert zur kommenden Saison mit dem dänischen Team Cult Energy und steigt in die zweite Ebene der Profiteams auf. Reutter ist einer der  wenigen Fahrer, die mit ins neue Team kommen  werden und hat bereits einen Profivertrag für die kommenden zwei Jahre unterschrieben. „Für mich ist das eine super Chance und gleichzeitig eine tolle Herausforderung“, so der Wendelsheimer, der im neuen Team auf bekannte Namen wie Linus Gerdemann, einst Träger des gelben Trikots der Tour de France oder Gerald Ciolek, 2013 Sieger bei Mailand-San Remo, trifft. „Ich bin davon überzeugt, dass wir im Team eine gute Mischung aus älteren, erfahrenen Profis und jungen, talentierten Fahrern haben“, freut sich Reutter auf die kommenden Aufgaben. „Natürlich ist es auch eine Ehre, an der Seite von solch erfolgreichen Profis zu fahren und von ihnen lernen zu können“. Zwar wird sich Reutter in den meisten Fällen in den Dienst der Mannschaft stellen müssen und Helferaufgaben erfüllen, doch sollte sich die Chance ergeben, will das Wendelsheimer Talent auch einmal „auf eigene Rechnung“ fahren. Letztes Wochenende ging es für Reutter erstmal zum Teamtreffen nach Gelsenkirchen, wo das Team seinen Sitz hat, auch wenn es mit einer dänischen Lizenz fährt. Sein Fazit nach dem ersten Treffen mit seinen neuen Kollegen „ die sind alle super gut drauf, ich freue mich richtig auf die neue Saison“.

Auch der eine oder andere Einsatz für die Nationalmannschaft wird im nächsten Jahr auf dem Programm stehen.

Nach einer kurzen Pause im Oktober hat Reutter mit dem Training schon wieder begonnen. An den Wochenenden stehen schon wieder lange Trainingseinheiten mit seinen alten Wendelsheimer Teamkollegen im Neckartal, Schwarzwald oder im Schönbuch auf dem Programm. Bereits im Dezember reist Reutter mit seinen Teamkollegen für zwei Wochen nach Mallorca, um in einem ersten Trainingslager die Grundlage für eine erfolgreiche Saison zu legen. Währenddessen geht es für Reutter aber auch darum, sich erfolgreich für sein Abitur im kommenden Frühjahr vorzubereiten. Bereits vor einigen Jahren ist Reutter an die Johann Friedrich von Cotta Schule in Stuttgart gewechselt, bei der er optimal unterstützt wird und als Leistungssportler gewisse Möglichkeiten hat, Schule, Training und Wettkampf besser zu koordinieren. „Bis April steht für mich die Schule noch klar im Fokus“, so Reutter. „Es ist mit dem Team abgeklärt, dass ich bis zur Abiprüfung nur wenige Rennen fahren werde und mich erst danach voll aufs Radfahren konzentriere.“ Doch auch in Zukunft will sich Reutter ein zweites Standbein aufbauen und plant bereits, 2017  ein Studium an der Fernuni Ansbach im Studiengang „Internationales Management für Spitzensportler“ zu beginnen. „Ein Ausgleich für den Kopf ist wichtig“, stellt Reutter klar, „man kann nicht nur hoffen, dass es irgendwie mit der großen Profikarriere klappt.“ Bei Rennen in der Region wird man Reutter im kommenden Jahr meist vergeblich suchen. „Das Rennprogramm wird sehr international sein“, so Reutter, der sich dennoch auf ein kleines „Heimrennen“ freut. Am 24. Juli ist in Stuttgart erstmalig ein Profirennen geplant, bei dem Reutter nach Möglichkeit am Start stehen will. Start und Ziel soll am Canstatter Wasen sein, unmittelbar in der Nähe des Olympiastützpunkts, an dem Reutter aktuell wohnt und trainiert.