Wechselbad der Gefühle im Nationaltrikot

Ereignisreiche Tage bei der internationalen Niedersachsenrundfahrt. Der erste Schock ließ nicht lange auf sich warten: Bereits auf der Anreise nach Niedersachsen war das Auto in einen Unfall verwickelt, sodass die Fahrt nicht fortgeführt werden konnte. Der Helm wurde in Mitleidenschaft gezogen, bevor ihn Reutter überhaupt auspacken konnte. Nach einem Autowechsel wurde das Mannschaftshotel erst nach 12 Stunden erreicht. Doch auch dann lief es nicht rund.

Auf der 1. Etappr kam es schon nach 1 Kilometer zu einem Massensturz, bei dem auch Sven Reutter, der für die deutsche Nationalmannschaft startete, zu Fall kam. Wieder im Hauptfeld zeigte er sich kämpferisch und war zeitweise mit einer 15 Mann starken Ausreißergruppe unterwegs, die aber wieder vom Feld gestellt wurde. 15 Kilometer vor dem Ziel war es ein platter Reifen, der ihn wieder stoppte. Nach Reifenwechsel gelang es ihm gerade noch im Sog der Begleitfahrzeuge auf dem letzten Kilometer wieder in das Feld hineinzufahren, so dass er keinen Zeitrückstand hinnehmen musste.

Beim knapp 9 km langen Zeitfahren am zweiten Tag konnte der Wendelsheimer Junior seine Klasse wieder einmal unter Beweis stellen und belegte Rang 12 in der Tageswertung. Damit sorgte Reutter für ein weiteres Ausrufezeichen, zumal er die Niedersachsenrundfahrt nur als Vorbereitung auf die anstehende Weltmeisterschaft nutzen sollte. Auch auf der dritten Etappe setzte sich Reutter mehrmals in verschiedenen Konstellationen vom großen, international besetzten Hauptfeld ab, wurde aber immer wieder gestellt.

Auf der letzten Etappe, die noch einmal über 100 Km lang war, stellte sich Reutter, nachdem er zwischenzeitlich mal wieder alleine vor dem Feld unterwegs war, aber wieder eingeholt wurde, in den Dienst seines Nationalmannschaftskollegen Manuel Porzner, der die Etappe nach Reutters Vorarbeit gewinnen konnte. Dominiert wurde das mehrtägige Etappenrennen von den Nationalmannschaften aus den Niederlanden, Belgien und Russland. Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen erreichte Reutter in der Gesamtwertung den guten 15. Platz. Für Reutter gilt es nun, die Wunden zu heilen, bevor in wenigen Tagen der Flieger Richtung Glasgow abhebt. Dort startet Reutter erneut im Nationaltrikot, auf der Bahn bei den Weltmeisterschaften der Junioren.

Währenddessen starteten die Amateure Samuel Schmidt und Martin Schwarz und Jugendfahrer, Colin Klett, beim Kriterium in Neuhausen. Schmidt konnte sich mit vier weiteren Fahrern vom Feld absetzen und schaffte als Dritter den Sprung aufs Podest, während Schwarz das Rennen mit einem Hexenschuss frühzeitig beenden musste. Beim Jugendrennen wurde ein Omnium (Zeitfahren und Punkterennen) ausgefahren. Hier fuhr Colin Klett mit Platz 3 eine weitere Podiumsplatzierung ein.

Jonas Tenbruck war vom 19. bis zum 29. Juli mit dem Team Stuttgart in Südamerika (Venezuela) unterwegs. Bei dieser hochkarätig besetzten Rundfahrt waren 10 Etappen mit insgesamt 1400 Kilometer durch alle Regionen Venezuelas zu bewältigen. Die Etappenlängen variierten zwischen 80 und über 200 Kilometern. Da es mit der Akklimatisierung nicht so klappte, weil die Anpassungszeit viel zu kurz war und das Profil der Etappen ein übriges dazu beitrug, waren die ersten Etappen sehr anstrengend. Bei der Königsetappe über 203 Kilometer kam Tenbruck als 43. von 150 gestarteten Fahrern ins Ziel. Bei der letzten Etappe, die in der Hauptstadt Caracas ausgetragen wurde, konnte Jonas seine gute Leistung nochmals toppen. Beim Massensprint belegte er einen guten 12. Platz.
Mit vielen neuen Eindrücken, nicht nur auf dem Rad, kehrte Jonas in die heimischen Gefilde zurück.